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AutorenbildJanine Baumann

Bindungsstil

Der Bindungstheorie zufolge hängt der Bindungsstil in unseren erwachsenen Beziehungen davon ab, welche Art Bindung wir als Baby erfahren haben.


Bindungstheorie und Bindungsforschung

Die Bindungstheorie fasst Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung zusammen, die unter anderem belegen, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Diese Konzeption wurde von dem britischen Psychoanalytiker und Kinderpsychiater John Bowlby, dem schottischen Psychoanalytiker James Robertson und der US-amerikanisch-kanadischen Psychologin Mary Ainsworth entwickelt.

Gegenstand der Bindungsforschung ist der Aufbau und die Veränderung enger Beziehungen im Laufe des Lebens. Die Bindungstheorie basiert auf einer Sichtweise der frühen Mutter-Kind-Beziehung, die sich auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes konzentriert.


Bindungsmuster werden in unseren Familien über Generationen weitergegeben.



Die Bindung zur Mutter wirkt sich am stärksten auf unser Leben und somit auf die Wahl des Partners aus. Wir sind für unser physisches und emotionales Überleben komplett von jemand anderem abhängig. Deshalb entwickeln wir einen starken Impuls, uns an unsere Mutter zu binden. Wenn unsere Bedürfnisse nach einer sicheren Bindung nicht erfüllt werden, passen wir uns dem an. Aus dieser Anpassung entwickeln wir unseren Bindungstyp.


Unser Bindungstyp (Bindungsstil) beeinflusst unsere Partnersuche. Der Andere passt perfekt in unser unbewusstes Muster. Er wird zum Ersatz für die nicht gelungene Mutterbindung. Wir suchen im Partner die Beziehung zur Mutter und hoffen, dass die frühkindliche Erfahrung einen besseren Ausgang nimmt. Die Muster entstehen natürlich unbewusst. Wenn wir glückliche Beziehungen wollen, müssen wir uns der Muster bewusst werden und diese verändern.


Wie ist es für dich?
Kannst du problemlos enge und liebevolle Bindungen haben? Oder kennst du eher bedürftiges, klammerndes Verhalten und komplizierte Beziehungen? Oder ist es schwer für dich, dich überhaupt zu binden, oder machst du dir sogar vor, du seist allein besser dran?

Die vier wichtigsten Typen von Bindungen sind: sichere Bindung, unsicher-ambivalente Bindung, vermeidende Bindung und abweisende Bindung.


Sicherer Bindungstyp:

Wenn deine Bedürfnisse nach Nähe und Versorgung als Baby normalerweise konsequent erfüllt wurden, wirst du wahrscheinlich das Gefühl haben, dass die Menschen im Allgemeinen gut sind.

Das bedeutet, dass du Menschen vertrauen kannst, mit anderen zurechtkommst, dich in der Regel optimistisch fühlst und leicht Beziehungen zu anderen aufbauen kannst.

All dies hilft dir, ein schönes Leben zu führen.

Das Denken, dass du als Person in Ordnung bist und dass andere Menschen auch in Ordnung sind, steigert deine Zufriedenheit im Leben.

Es war immer jemand da, der dich auffing. Du musstest dich nicht extrem anstrengen, um die Aufmerksamkeit von deiner Mama zu bekommen, Mama und auch andere Menschen waren für dich da.


Vermeidender Bindungstyp

Wenn man dich früher oft hat schreien lassen und selten jemand auf dein Weinen antwortete, neigst du dazu aufzugeben. Dein inneres Glaubenssystem lautet dann: "Ich werde ihre Aufmerksamkeit sowieso nicht erregen, welchen Sinn hat es also, es überhaupt zu versuchen?" Du glaubst nicht, dass du Einfluss auf andere Menschen hast, du erwartest nicht, von ihnen verstanden zu werden, und siehst dich als Einzelgänger. Die anderen wiederum denken wahrscheinlich, dass du sie nicht brauchst, da du dich nicht bemerkbar machst. Der Nachteil dieses Typs ist, dass man im späteren Leben keine anderen Menschen in seiner Nähe zulassen kann. Wie beim unsicheren Bindungstyp ist es auch hier mit viel Übung und Arbeit möglich, ihn allmählich zu ändern.


Unsicher-ambivalenter Bindungstyp

Wurden deine Bedürfnisse als Kleinkind nur inkonsequent gestillt, musstest du oft lange und laut schreien, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wurde dein Wunsch nach Aufmerksamkeit manchmal auch gar nicht erfüllt? Beispielsweise nimmt deine Mama dich fürsorglich auf den Arm, wenn du hingefallen bist. Im nächsten Moment schimpft sie, dass du besser aufpassen sollst. Du wirst Gemeinschaft nicht als selbstverständlich betrachten können. Du glaubst vielleicht nicht, dass du im Allgemeinen in Ordnung bist, und gehst auch nicht davon aus, dass die meisten anderen Menschen gut und vertrauenswürdig sind. Obwohl deine ersten Erfahrungen dir dieses Muster mitgeben, könntest du einen sicheren Bindungstyp entwickeln, wenn du oft genug konstantere positive Erfahrungen machst, um die früheren Beziehungsmuster zu ersetzen. Auch in der Traumatherapie könntest du positive Erfahrungen machen.


Desorganisierter Bindungstyp

Stelle dir sich vor, du wärst in einer Wüste und die Menschen würden oft einfach an dir vorbeiziehen. Falls sie doch einmal anhielten, erwarteten sie von dir, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, oder sie missbrauchen dich, gäben dir nichts zu essen, fügten dir sogar körperlichen Schaden zu. Welche Auswirkungen würde das auf deine Weltanschauung haben und wie würdest du lernen, mit anderen Menschen Bindungen zu knüpfen. Menschen, die dem desorganisierten Beziehungstyp angehören, konnten als Kind keine einheitliche Bindungsstrategie entwickeln. Es entsteht der Glaubenssatz, dass die Welt ein bedrohlicher Ort ist und dass die Menschen, von denen man abhängig ist, Teil dieser Bedrohung sind. Das wird später oft in Partnerschaften wiederholt. Dramatische, verletzende Situationen in Endlosschleife sind die Folge.

Es lohnt sich, über den eigenen Bindungstyp nachzudenken.

Mit Traumtherapie können wir die Muster sogar verändern. Und egal wie alt wir schon sind, lernen sichere Bindungen zu erleben. Die Anliegenmethode eignet sich hervorragend dafür, an dem Bindungsmuster zu arbeiten. Der Einsatz lohnt sich für uns selber, für unsere Beziehungen und für unsere Kinder.

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