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Perfektionismus

Gut. Besser. Perfekt. Müssen, müssen, müssen. Chaos und Leid.

Perfektionismus ist eine Bewältigungsstrategie, die darauf abzielt, mit tief verwurzelten Ängsten und Unsicherheiten umzugehen, die oft aus traumatischen Erfahrungen in der Kindheit stammen. Diese Form der Überkompensation mag früher zur Suche nach Zugehörigkeit und Akzeptanz beigetragen haben, führt jedoch im Erwachsenenalter oft zu chronischem Stress, ist mit verschiedenen psychischen Störungen verbunden und kann letztendlich zu einem Burnout führen.

Es ist entscheidend, dass Perfektionisten die zugrunde liegenden Ursachen ihres Verhaltens erkennen und verstehen. Therapeutische Unterstützung kann helfen, die tief sitzenden Ängste und Traumata zu verarbeiten, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und eine gesündere Selbstakzeptanz aufzubauen. Ohne Erkennung und Behandlung kann Perfektionismus zu anhaltendem Leid führen.


Merkmale von Perfektionismus:

Um die tiefgreifenden Auswirkungen von Perfektionismus besser zu verstehen, betrachten wir einige seiner charakteristischen Merkmale:


  • Dauerndes Getrieben-Sein: Perfektionisten fühlen sich ständig angetrieben, immer mehr zu leisten und sich selbst zu verbessern. Sie gönnen sich kaum Pausen oder Momente der Entspannung, da sie glauben, dass sie immer aktiv sein müssen, um ihre hohen Standards zu erfüllen.

  • Keine Zufriedenheit mit dem Erreichten: Perfektionisten sind nie zufrieden mit ihren Leistungen. Egal wie viel sie erreichen oder wie erfolgreich sie sind, es scheint nie genug zu sein. Dies schwächt ihr Selbstwertgefühl und setzt sie unter ständigen Druck, sich zu verbessern.

  • Zwanghafte Dimension des Perfektionismus: Was als Streben nach Exzellenz beginnt, kann sich schnell zu einem zwanghaften Bedürfnis entwickeln, jeden Aspekt des Lebens zu kontrollieren. Diese Kontrollversuche sollen Bedrohungen und Fehler vermeiden, die das Selbstwertgefühl untergraben könnten.

  • Kritik als Bedrohung: Perfektionisten nehmen Kritik extrem persönlich und als Bedrohung wahr. Jede Art von Feedback wird als Angriff auf ihre Person und ihren Wert empfunden, was zu einer ständigen Angst vor Ablehnung und Kritik führt.

  • Furcht vor Fehlern und Beziehungsrückzug: Fehler lösen bei Perfektionisten intensive Scham und Selbstabwertung aus, gepaart mit der Furcht, dass diese Fehler zu Ablehnung und Enttäuschung führen könnten, was ihre Beziehungen gefährdet.




Perfektionismus als Reaktion auf Trauma:

Perfektionismus ist eine Scheinlösung für tiefsitzende Ängste, insbesondere die Angst, nicht gut genug zu sein oder nicht liebenswert zu sein.

Diese Angst kann aus Identitätstraumata stammen, bei denen Menschen in ihrer Kindheit für Fehler übermäßig hart bestraft wurden. Viele lernen, dass sie Anerkennung oder Liebe nur erhalten, wenn sie alles perfekt machen.


Der Teufelskreis des Perfektionismus:

Es ist nicht überraschend, dass dies zu einem Teufelskreis führt. Im Erwachsenenleben setzt sich das Muster fort: Betroffene schaffen es nicht, die "gewohnten" 120 % zu erreichen, ihr Selbstwertgefühl leidet darunter, sie strengen sich noch mehr an, machen wieder Fehler, und der Selbstwert leidet erneut. Es ist wichtig zu verstehen, dass Perfektionismus ein Hinweis darauf ist, dass die Basis unserer Identität verletzt ist. Das Vertrauen in unsere Bezugspersonen ist erschüttert, und die Verbundenheit zu ihnen ist gestört. Wenn wir einen Fehler machen, werden wir nicht für den Fehler bewertet, sondern für unsere Fehlerhaftigkeit und "Falschheit". Das ist sehr schmerzhaft, und der Perfektionismus wird zu einer Schutz- und Überlebensstrategie, die uns geholfen hat, weiterhin dazuzugehören und Gefühle von Schuld und Scham zu vermeiden.


Trauma kann uns tatsächlich dazu bringen, immer zu müssen und immer perfekt sein zu müssen. Es ist, als ob man in einem endlosen Hamsterrad gefangen ist.

Der Weg zur Heilung:

Der erste Schritt zur Überwindung des Perfektionismus besteht darin, sich der Ursprünge dieses Verhaltens bewusst zu werden und die damit verbundenen negativen Glaubenssätze zu hinterfragen. Indem man realistische Ziele setzt und sich erlaubt, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, kann man beginnen, sich selbst liebevoll anzunehmen.

Therapeutische Unterstützung ist eine wertvolle Ressource, um tief verwurzelte Ängste und Traumata zu bearbeiten. Ein erfahrener Therapeut kann dabei helfen, die zugrunde liegenden Emotionen und Überzeugungen zu erkunden, die den Perfektionismus aufrechterhalten, und alternative Denkmuster und Verhaltensweisen zu entwickeln.

Unterstützung und Selbstfürsorge:

Es ist auch wichtig, Unterstützung im sozialen Umfeld zu suchen und sich auf den Prozess statt auf das Ergebnis zu konzentrieren. Anstatt sich ausschließlich auf das Endergebnis zu konzentrieren, kann es befreiend sein, den Weg dorthin zu genießen und sich auf die Fortschritte und das persönliche Wachstum zu konzentrieren.

Abschließend geht es darum, sich selbst anzunehmen und zu lieben, mit all den Stärken und Schwächen. Niemand ist perfekt, und das ist auch völlig in Ordnung. Indem wir uns von den übermäßigen Ansprüchen des Perfektionismus lösen, können wir uns selbst mehr Freiheit und Lebensqualität schenken.

1 Comment


Guest
May 25

♥️ und wieder das Hamsterrad, mit dem man nicht einmal Strom erzeugen kann 😂

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