Jedes Körpersymptom hat eine Bedeutung und enthält ein Stück der eigenen Lebensgeschichte
Psychische Spannungen können sich in körperlichen Symptomen manifestieren, was bereits von Sigmund Freud erkannt wurde.
Je früher wir im Leben traumatisierende Erfahrungen machen, desto nachhaltiger und tief- greifender sind die Auswirkungen auf den Körper. Traumareaktionen (Schockstarre, Immobilität) werden in den Muskeln und Organen gespeichert. Sie fixieren Körperhaltungen und Körperreaktionen. Überlebensstrategien versuchen, den Körper gefühllos, hart und starr zu machen. Die Unterdrückung der Traumareaktionen und -erinnerungen verursacht einen dauerhaften Zustand von innerem Stress. Das kann bedeuten: verminderte Immunreaktionen, eingeschränkte Verdauung, chronische Schmerzen usw. Es gibt keinen vollständigen Erholungszustand mehr.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nicht schuldig sind, wenn wir krank werden. Jeder von uns kann jederzeit krank werden, aber je mehr wir über uns selbst lernen können, desto weniger neigen wir dazu in einer Opferhaltung zu verharren.
Es lohnt sich, zu verstehen, was unter der Oberfläche unseres Bewusstseins wirkt und uns krank machen kann. Oft sind Krankheiten nur die Spitze des Eisbergs und haben tiefere Ursachen.
Auch beim Thema Krankheit kommen wir nicht an unseren Überlebensanteilen vorbei.
Sich zwanghaft für andere aufzuopfern, ist eine Folge von einem Identitätstrauma und kann leider fatale gesundheitliche Folgen haben.
Die automatische und fast zwanghafte Ausrichtung auf die emotionalen Bedürfnisse anderer, während die eigenen ignoriert werden, ist nach Gabor Maté ein Hauptfaktor für die Entwicklung chronischer Krankheiten.
«Wenn unsere psychische Fähigkeit, das Selbst vom Nicht-Selbst zu unterscheiden, beeinträchtigt ist, wird sich die Beeinträchtigung zwangsläufig auch auf unsere
Physiologie erstrecken. Unterdrückte Wut hat eine gestörte Immunität zur Folge. Die Unfähigkeit, Gefühle effektiv zu verarbeiten und auszudrücken, sowie die Neigung, für die
da zu sein, bevor man die eigenen überhaupt erst in Betracht zieht, sind Muster, die man
häufig bei Menschen vorfindet, die chronische Krankheiten entwickeln. Diese Bewältigungsstile stellen auf psychischer Ebene ein Verschwimmen der Grenzen, ein Chaos von Selbst und Nicht-Selbst dar. Das gleiche Chaos wird auf der Ebene der Zellen, der Gewebe und der Körperorgane folgen. Das Immunsystem ist zu durcheinander, um Eigenes und Anderes auseinanderzuhalten, oder zu gestört, um Gefahren abzuwenden.» (Quelle Gabor Maté; Wenn der Körper Nein sagt.)
Gabor Maté beschreibt in seinem Buch "Wenn der Körper Nein sagt" die engen Verbindungen zwischen psychischem Trauma und körperlichen Symptomen.
Er argumentiert, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit zu einer Dysfunktion im zentralen Nervensystem führen können, die langfristig zu chronischen körperlichen Erkrankungen führen kann. Maté betont auch, dass traumatische Erfahrungen nicht nur offensichtliche Formen von Missbrauch oder Vernachlässigung umfassen, sondern auch subtilere Formen wie emotionale Vernachlässigung oder mangelnde Fürsorge. Diese Erfahrungen können tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Verhalten haben, was sich wiederum auf die körperliche Gesundheit auswirkt.
Maté argumentiert, dass die Unterdrückung von Emotionen, insbesondere von Wut und Trauer, zu einer Reihe von körperlichen Symptomen führen kann, einschließlich chronischer Schmerzen, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen. Er schlägt vor, dass es wichtig ist, sich mit den emotionalen Ursachen von körperlichen Symptomen auseinanderzusetzen, um langfristige Heilung zu erreichen.
Insgesamt argumentiert Maté, dass die Trennung von Körper und Psyche eine Illusion ist und dass psychische Traumata zu tiefgreifenden körperlichen Symptomen führen können. Er betont die Bedeutung der Identifizierung und Verarbeitung dieser traumatischen Erfahrungen, um langfristige Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Was sagt die Forschung?
In den letzten Jahren haben immer mehr Studien die Zusammenhänge zwischen psychischem Trauma und körperlicher Gesundheit untersucht. Insbesondere haben Forscher gezeigt, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit mit einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl von körperlichen Erkrankungen verbunden sind, einschließlich Autoimmunerkrankungen, Herzerkrankungen, Diabetes und Krebs.
Darüber hinaus haben Forscher gezeigt, dass die Unterdrückung von Emotionen und die mangelnde Bewältigung von Stress zu chronischen Entzündungen und anderen körperlichen Symptomen führen können. Einige Studien haben auch gezeigt, dass traumabasierte Therapien helfen können, sowohl psychische als auch körperliche Symptome zu reduzieren.
Insgesamt unterstützt die Forschung die Argumentation von Gabor Maté, dass die Trennung von Körper und Psyche eine Illusion ist und dass psychische Traumata tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben können. Es gibt noch viel zu erforschen, aber die Ergebnisse bisheriger Studien legen nahe, dass die Identifizierung und Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der körperlichen Gesundheit sein kann.
Hier sind einige Studien und Forschungsarbeiten, die sich mit den Themen befassen, die Gabor Maté in seinem Buch "Wenn der Körper Nein sagt" behandelt:
"Adverse Childhood Experiences and the Lifelong Consequences of Trauma," von Vincent J. Felitti und Robert F. Anda (New England Journal of Medicine, 1998). Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und chronischen körperlichen und psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter.
"The Psychobiology of Trauma and Child Maltreatment," von Martin H. Teicher und Susan L. Andersen (Child and Adolescent Psychiatric Clinics of North America, 1995). Diese Studie untersucht die Auswirkungen von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung auf das zentrale Nervensystem und die körperliche Gesundheit.
"Trauma, Adverse Childhood Experiences, and Blood Pressure Variability," von Julian F. Thayer et al. (Biological Psychology, 2016). Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit, Blutdruckvariabilität und kardiovaskulären Erkrankungen.
"The Link between Adverse Childhood Experiences and Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis," von Tamara Dubowitz et al. (American Journal of Preventive Medicine, 2016). Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und Diabetes im Erwachsenenalter.
"The Relationship between Adverse Childhood Experiences and Autoimmune Disease in Adulthood: A Systematic Review and Meta-Analysis," von Valerie J. Edwards et al. (Child Abuse & Neglect, 2018). Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und Autoimmunerkrankungen im Erwachsenenalter.
Es gibt viele Bücher, die die Verbindung zwischen Traumata und körperlichen Symptomen beschreiben.
„Mein Körper, mein Trauma, mein Ich“ Anliegen aufstellen – aus der Traumabiografie aussteigen, von Franz Ruppert, Harald Banzhaf, Ein erlittenes Trauma, das nicht geheilt wurde, lebt im Körper weiter und äußert sich durch Schmerzen, Entzündungen oder Krankheiten.
"Der Körper trägt die Last: Trauma, Bindung und Familie in der Behandlung von Essstörungen" von Ingeborg Hörmann und Anja Hilbert.
"Trauma und Körper: Die heilsame Kraft der Integration" von Pat Ogden.
"Der Körper vergisst nicht: Archaische Spuren in Psyche und Körper" von Bessel van der Kolk.
Dieses Buch ist ein Klassiker und beschreibt ausführlich, wie Traumata den Körper beeinflussen und wie eine ganzheitliche Behandlung helfen kann, um Traumata zu überwinden.
"Waking the Tiger: Healing Trauma" von Peter A. Levine. Dieses Buch beschreibt eine Methode, die als Somatic Experiencing bekannt ist und die darauf abzielt, körperliche Reaktionen auf Traumata zu regulieren und zu heilen.
„In the Realm of Hungry Ghosts: Close Encounters with Addiction" von Gabor Maté. Obwohl dieses Buch sich speziell mit Sucht und Drogenmissbrauch beschäftigt, beschreibt es auch die Auswirkungen von Traumata auf den Körper und betont, dass viele Menschen mit Suchtproblemen auch traumatische Erfahrungen gemacht haben.
Gesundheit ist das Wichtigste, denn: „Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ So lautet ein berühmter und sehr wahrer Spruch über Gesundheit.
Zusammenarbeit der Disziplinen
Experten wie Gabor Maté, Schulmedizin, Naturheilkunde und Traumatherapeuten können durch Zusammenarbeit das Wissen und die Erfahrung kombinieren, um die besten Behandlungen für Patienten zu ermöglichen. Eine Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen kann dazu beitragen, die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen zu verringern und Menschen helfen, sich mehr auf ihre körperliche und psychische Gesundheit zu konzentrieren. Eine integrierte Behandlung kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten verbessern und ihnen eine umfassendere Unterstützung bieten.
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