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Safe and Sound Protocol (SSP)

Ein auditiver Zugang zur Regulation des Nervensystems

Das Safe and Sound Protocol (SSP) ist ein musikbasierter, auditiver Ansatz zur Unterstützung der Nervensystem-Regulation. Es wurde vom US-amerikanischen Neurowissenschaftler und Psychiater Dr. Stephen W. Porges auf Grundlage der Polyvagal-Theorie entwickelt.

SSP wird nicht als eigenständige Traumatherapie verstanden, sondern als ergänzender, regulierender Zugang, der insbesondere bei chronischer Anspannung, Übererregung oder sozialer Unsicherheit unterstützend wirken kann.

Auf dieser Seite ordne ich das SSP als therapeutischen Zugang im Rahmen von Trauma verstehen ein.Aktuell biete ich das Safe and Sound Protocol nicht aktiv als Methode in meiner Praxis an.

Die Polyvagal-Theorie als Grundlage

Die Polyvagal-Theorie beschreibt, wie unser autonomes Nervensystem unbewusst zwischen verschiedenen Zuständen von Sicherheit, Aktivierung und Schutzreaktion wechselt.

Ein zentraler Aspekt dabei ist der Vagusnerv, der u. a. beteiligt ist an:

  • emotionaler Regulation

  • sozialer Verbundenheit

  • Stressverarbeitung

  • dem Erleben von Sicherheit im Körper

Menschen mit Entwicklungs- oder Bindungstrauma erleben ihr Nervensystem häufig als dauerhaft angespannt oder instabil. Der Körper bleibt im Alarmmodus, selbst wenn objektiv keine Gefahr besteht.

Das Safe and Sound Protocol setzt genau hier an – nicht über Sprache oder Analyse, sondern über das auditive System.


Wie wirkt das Safe and Sound Protocol?

Das SSP arbeitet mit speziell gefilterter Musik, die über Over-Ear-Kopfhörer gehört wird. Bestimmte Frequenzbereiche werden dabei gezielt moduliert, andere reduziert.

Die Idee dahinter:

  • Das auditive System ist eng mit dem sozialen Nervensystem verbunden

  • Über Klang, Rhythmus und Frequenz können Sicherheitssignale vermittelt werden

  • Das Nervensystem erhält die Möglichkeit, sich schrittweise neu zu orientieren

Viele Menschen berichten im Verlauf von:

  • mehr innerer Ruhe

  • reduzierter Reizüberflutung

  • verbesserter emotionaler Stabilität

  • mehr sozialer Offenheit und Kontaktfähigkeit

Die Wirkung ist individuell und hängt stark von Tempo, Dosierung, Begleitung und Einbettung ab.


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SSP ist kein starres „Protokoll“

Trotz seines Namens ist das Safe and Sound Protocol kein standardisiertes Schema, das bei allen Menschen gleich angewendet wird.

Vielmehr handelt es sich um einen prozesshaften Zugang, bei dem:

  • die Dauer individuell angepasst wird

  • Pausen eine wichtige Rolle spielen

  • Co-Regulation entscheidend ist

Gerade bei Menschen mit Trauma-Hintergrund ist eine traumasensible Begleitung zentral, um Überforderung oder Destabilisierung zu vermeiden.


Mögliche Anwendungsfelder (Einordnung)

In der Fachliteratur und Praxis wird das SSP u. a. im Zusammenhang beschrieben mit:

  • Schwierigkeiten in der Selbstregulation

  • erhöhter sensorischer (v. a. auditiver) Empfindlichkeit

  • chronischer innerer Anspannung

  • sozialer Unsicherheit oder Rückzug

  • Schlafproblemen

  • Entwicklungs- und Bindungstrauma

Diese Aufzählung dient der fachlichen Einordnung, nicht als Indikation oder Versprechen.


SSP im Kontext von Trauma-Arbeit

Aus traumasensibler Sicht ist das SSP vor allem interessant als:

  • ergänzender Zugang zur Stabilisierung

  • Unterstützung vor oder parallel zu tiefergehender Traumaarbeit

  • Möglichkeit, Regulation zu fördern, wenn Worte (noch) nicht greifen

Das Safe and Sound Protocol ersetzt keine therapeutische Beziehung und keine Traumaaufarbeitung. Es kann jedoch – unter passenden Bedingungen – eine hilfreiche Brücke zur Regulation darstellen.


Ausbildung und aktuelle Einordnung

Ich bin im Safe and Sound Protocol ausgebildet und zertifiziert. Aktuell setze ich SSP jedoch nicht als eigenständiges Angebot in meiner Praxis ein.

Der Grund dafür ist nicht mangelnde Überzeugung, sondern eine bewusste fachliche Entscheidung: Die Arbeit mit dem SSP erfordert kontinuierliche Begleitung, passende Rahmenbedingungen und eine laufende Lizenzierung. Aus meiner Erfahrung ist SSP besonders dann sinnvoll, wenn es in einen stabilen therapeutischen Prozess eingebettet ist – mit regelmäßigem Kontakt und enger Begleitung.

Sollte das Safe and Sound Protocol zu einem späteren Zeitpunkt wieder Teil meiner Arbeit werden, erfolgt dies ausschließlich in einem sicheren, gut begleiteten Rahmen.


Warum ich das SSP trotzdem hier einordne

Ich halte es für wichtig, dass Menschen:

  • therapeutische Zugänge verstehen, bevor sie sich dafür entscheiden

  • Methoden einordnen können, ohne sie sofort anwenden zu müssen

  • Orientierung bekommen, was wann sinnvoll sein kann – und was nicht

Das Safe and Sound Protocol ist aus meiner Sicht ein spannender Ansatz im Feld der Nervensystem-Regulation. Gleichzeitig erfordert es hohe fachliche Sorgfalt und ein klares Bewusstsein für Grenzen.


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